Farid

Ich lebe seit 2 Jahren in Deutschland. Ich bin als Flüchtling hier hergekommen. Der Fluchtweg war lang und voller Ängste und Erniedrigungen. Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe, dass ich noch lebe.
In meiner Unterkunft habe ich zum ersten Mal wieder schlafen können – bis der nächste Schreck kam. Wir wurden getestet – auf HIV. Mein Ergebnis war positiv. Für mich brach eine weitere Welt zusammen. Nach langem Hin und Her bekam ich Medikamente. Ich traute mich nicht, mit Menschen über meine Krankheit zu reden, weil ich Angst hatte, auch noch die wenigen Bekannten zu verlieren, die ich hier habe. Das Asylverfahren zog sich. Ich zitterte jedes Mal, wenn die braunen Briefumschläge der Behörde kamen. Mein Asylantrag wurde abgelehnt.
Ab morgen gibt es keine HIV-Medikamente mehr
Mir fiel nur ein Gedanke ein: weg, weg, weg. Ich bin untergetaucht. Ich wollte nicht zurück in ein Land, wo mein Leben bedroht ist und es die Therapie nur auf dem Papier gibt. Ich lebe jetzt bei Kumpels in einer großen Stadt, arbeite schwarz auf einer Baustelle und versuche zu leben. Eine Therapie bekomme ich nicht mehr. Es gibt viele Organisationen, die Menschen ohne Papiere in Not medizinisch versorgen, aber auch sie können mir auf Dauer keine Tabletten geben.
Hier in Deutschland sagen alle, dass Gesundheit ein Menschenrecht ist. Ich bin auch ein Mensch – sollte diese Tatsache nicht ausreichen, um als Mensch behandelt zu werden? Oder ist mein HI-Virus anders? Bin ich weniger wert? Stellt euch vor, ihr habt eine lebensbedrohliche Krankheit und ab morgen bekommt ihr keine Therapie mehr. Wie würde es euch damit gehen?