Ideen frisch gefangen- wirf dein Netz aus! Afrikanische Netzwerkarbeit AGHNiD

Gruppenbild
© Foto Veronica Hotzel

Innerhalb des afrikanischen Gesundheits- und HIV-Netzwerks in Deutschland (AGHNiD) kooperieren Einzelpersonen und Organisationen, die sich für Gesundheitsförderung und HIV-Prävention in afrikanischen Communities in Deutschland stark machen. Die Idee zur Gründung geht auf das DAH-Projekt PaKoMi zurück, bei dem sich gezeigt hat: HIV-Prävention für Migrant*innen funktioniert, wenn sie die Möglichkeit zur Mitgestaltung und Partizipation haben.

Ein- bis zweimal im Jahr kommen alle im Netzwerk Engagierten zusammen, um Erfahrungen und Ideen zur HIV/STI-Prävention austauschen und gemeinsam mit der Deutschen Aidshilfe Informationsmaterialien und andere Angebote für afrikanische Communities zu entwickeln. Das Konzepttreffen wurde durch qualifizierte Moderation und Leitung, und durch die Förderung der DAH gesichert.

Thematisch lagen die Schwerpunkte des Konzepttreffens von AGHNiD auf der Vorstellung besonderer Ereignisse und Entwicklungen aus den Regionen, Erfahrungsaustausch sowie Diskussionen zur Entwicklung von Präventionsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit der DAH. 

15 Teilnehmende aus Osnabrück, Dortmund, Hamburg, Berlin, Wuppertal, Essen, Düsseldorf, Lübeck, Dortmund, Saarbrücken, Bremen, Köln und Potsdam nahmen am dem Treffen teil.  

  • Highlighs waren die Diskussion über
  • Geflüchtete (Drittstaatler*innen) aus der Ukraine,
  • die Vorstellung des Konzeptes der „Awareness gegen Rassismus“,
  • die Umstrukturierung des Netzwerks und
  • die Zusammenarbeit mit der DAH. 
Stuhlkreis mit Menschen
© Foto: Veronica Hotzel

Die Lage von afrikanischen Menschen ohne Aufenthaltsstatus und ohne Versicherung wurde als besonders prekär geschildert und benötigt auch zukünftig ein besonderes Augenmerk in der AGHNiD Arbeit.

Frau Helene Batemona-Abeke, Sozialarbeiterin, systemische Familienhelferin und Awareness-Referentin berichtete in ihrem Vortrag von der aktuellen Situation von mehr als 160 Menschen aus Afrika in und aus der Ukraine. 

Insgesamt mehr als 160 geflüchtete Afrikaner*innen aus Nigeria, Ghana, Kamerun werden derzeit durch AGHNID Mitglieder vor Ort insbesondere in Köln, Saarbrücken, Wuppertal, betreut.

Die Drittstaatler*innen aus der Ukraine sind:

  • Mehrheitlich Studierende, oft kurz vor dem Abschluss (Medizin, IT, Sozialarbeit)
  • Alter von 17-31 Jahre 
  • zum größten Teil aus Nigeria, aber auch aus anderen Ländern Afrikas
  • fehlende Originaldokumente -> kein Zugang zu Sozial-/Versorgungssystem
  • Sie sind zum Teil hochgradig traumatisiert und erschöpft
  • Sie haben massiven Rassismus und Diskriminierung in der Ukraine, Polen, Rumänien erfahren. 
  • Einige leben mit HIV und haben weder Aufenthaltspapiere noch Krankenversicherung.
  • Sie profitieren nicht umfänglich von der deutschen Solidargemeinschaft für geflüchtete Menschen aus der Ukraine.
  • Sie erfahren Ungleichbehandlung und Rassismus in der behördlichen Abwicklung, sowie bei der Unterbringung.
  • Sowohl Frauen als auch Männer haben häufig sexualisierte Gewalt erfahren.
  • Sie werden als kriegsbedingte geflüchtete Personen nicht wahrgenommen und stehen permanent unter Nachweispflicht.
  • Sie stehen in der Verantwortung gegenüber ihren Herkunftsfamilien, die, unter zum Teil großen Entbehrungen, dass Studium im Ausland finanzieren.
  • Sie sind teilweise sehr jung und in der Regel allein unterwegs.
  • Sie erfahren sehr oft Ungleichbehandlung gegenüber geflüchteten Ukrainer*innen

Die strukturelle Benachteiligung in der Betreuung von Drittstaatler*innen wurde insbesondere durch das AGHNID Netzwerk betont und diskutiert. Unterstützungsangebote sind durch die AGHNID Mitglieder in einige Bundesländern mit Hilfe von Spenden unternommen. Leider fehlt es an Ressourcen zur medizinischen Versorgung der Geflüchteten (Drittstaatler*innen) ohne Aufenthaltspapiere. Diese Gruppe der Kriegsflüchtlinge ist eine vergessene. Auch fehlen Wissen über das Gesundheitssystem in Deutschland, Präventionsmaterialien wie Kondome, Femidome, Ausbildungsmöglichkeiten, Anerkennung von mitgebrachten Schulabschlüssen aus der Heimat bzw. aus der Ukraine, etc.

Durch Kooperationen mit Apotheken, Schwerpunktpraxen, Integrationskursträger, lokalen Aidshilfen oder eigenen Initiativen z.B. in Köln, Wuppertal und Saarbrücken werden einige wenig Drittstaatler*innen unterstützt und erhalten eine Orientierung für Deutschland. Bei der Versorgung von HIV-positiven Afrikaner*innen bleibt das Dilemma dauerhaft medizinische Hilfe zu erhalten, für die es aber keine Versorgungsstrukturen gibt.

Das AGHNiD Netzwerk ist offen für neue Mitglieder. Wer mitarbeiten will, kann jederzeit einsteigen. Das Netzwerk ist mittlerweile zehn Jahre alt. AGHNiD wurde vor kurzem als eingetragener Dachverband in Berlin registriert mit mindestens 14 eingetragenen Vereine (Mitgliedorganisationen) und weitere Initiativen deutschlandweit.

Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Aidshilfe wurde insgesamt durch das AGHNiD Netzwerk und den Dachverband positiv empfunden: “Es war eine tolles Konzepttreffen. Danke an die Gastgeber AGHNID Potsdam. Danke an DAH, die Moderation war großartig, Es war eine große Bereicherung hier zu sein.Wir haben konstruktiv und kontrovers diskutiert“

Zukünftig wünschen sich die Beteiligten eine Begegnung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe in weiteren partizipativen Forschungsprojekten. Eine gemeinsame Entwicklung von Präventionsmedien und der dauerhafte Kampf gegen Mehrfachdiskriminierung und Rassismus steht im Fokus. Die Beteiligung an den DAH Veranstaltungen wie die Positive Begegnung 2022 wurde unterstützt. Eine rege Teilnahme wurde angekündigt mit der Hoffnung auf rassismusfreie Räume und Begegnungen.   

Mach mit beim Ideenfangen! Komm zu AGHNID!

Omer Idrissa Ouedraogo, Fachreferent für Migration

Fotos (Veronica Hotzel)